Ergebnisse vom Senioren-Forum im Düsseldorfer Landtag

Ergebnisdokument

Seniorenforum der CDU-Landtagsfraktion NRW

22.08.2025


 

1. Arbeitsgruppe „Mobilität und Wohnen“


1. Mobilität

· Digitalisierung darf kein Hindernis werden (analog umdenken)

· Barrierefreiheit im ÖPNV (Platzkapazitäten für Rollstühle/ Rollatoren)

· Mobilität neu denken, etwa Mitfahrgelegenheiten schaffen (Bsp. Mitfahrerbänke)

· Bedürfnisse von Senioren berücksichtigen

o Längere Grünphasen bei Ampeln

o Bsp. KI-Unterstützung von Ampeln

· Parkplätze

o Ausreichend Platz zum Ein- und Aussteigen

o Länge der Laufwege beachten

· ÖPNV

o Engere Zusammenarbeit von Verkehrsverbänden, Kommunen und Kreisen

o Bessere Taktung im ländlichen Raum (nicht nur Busse zur Schulzeit)

o Rufangebote ausweiten (Bsp. Bürgerbusse oder on demand Verkehr wie Ruftaxen)


2. Wohnen

 

· Stärkere Quartiersentwicklung vorantreiben

o Begegnungsorte, medizinische Versorgung, Dienstleister

· Innenstädte neu denken

o Leerstand vermeiden

o Wohnraum und Kinderbetreuung generationsübergreifend denken

· Vereinfachungen für alters- und seniorengerechte Umbauten

o Anpassungen der Landesbauordnung und Bauvorschriften

o Barrierefreiheiten bei Neubauten vorantreiben

· Wohnungstausch scheitert an Kosten und an geringem Angebot

· Angebote von mobilen Dienstleistungen vor Ort (Bsp. Bankbus, Lebensmittel, Post)


 

 

2. Arbeitsgruppe „Einsamkeit und Teilhabe“


1. Gute Beispiele für Teilhabe und Vernetzung

· Aufsuchende Beratung am Beispiel Warendorf

o Ältere Menschen werden aktiv besucht und über Angebote informiert.

o Erkenntnis: Landesprogramme zu Einsamkeit und Teilhabe sind viel zu wenig bekannt.

o Konsequenz: Kommunikation muss am Empfänger ansetzen; Multiplikatoren sind entscheidend.

· Lokale Ansätze gegen Einsamkeit

o Dortmund: Seniorenbüros als niederschwellige Anlaufstellen.

o Projekte wie „Eine Freundschaft zu verschenken“ oder Buddy-Programme schaffen Begegnungen zwischen Generationen.

o In Altenheimen: regelmäßige Besuche, Vorlese- oder Musiknachmittage.


2. Strukturen für Teilhabe sichern

· Seniorenbeiräte

o Beispiel Solingen zeigt den Wert solcher Gremien.

o Forderung: Seniorenbeiräte müssen in der Gemeindeordnung verbindlich verankert und mit einem eigenen Budget ausgestattet werden.

o Ziel: „Menschen verbinden“ und Senioren ein starkes Sprachrohr geben.

· Begegnungsräume schaffen

o Ländlicher Raum: Einsamkeit verstärkt durch Schließung von Kneipen und Versammlungshäusern.

o Lösung: Gemeindezentren, die verschiedene Funktionen bündeln (Bank, Post, Café, Beratung, Repaircafé usw.).

o Städte: Andere Problemlage – hier braucht es Personen, die ältere Menschen aktiv zu Veranstaltungen mitnehmen.

o Negativbeispiel: Wegfall des Seniorentanzes in Paderborn wegen fehlender Mittel – zeigt die Bedeutung verlässlicher Finanzierung.


3. Seniorenpolitik neu denken

· Demografische Realität

o Anteil der Bevölkerung über 60 wird immer größer

o Kritik: Fehlende Angebote, die die Lebenswirklichkeit dieser Bevölkerungsgruppe widerspiegeln.

· Positionspapier gefordert

o Entwicklung einer modernen Seniorenpolitik auf Landesebene.

o Leitgedanke: Seniorenpolitik ist Querschnittspolitik – Wohnen, Gesundheit, Mobilität, Digitalisierung und Ehrenamt gehören zusammen.

· Engagement und Freiwilligenarbeit

o Idee eines „Bundesfreiwilligendienstes für Senioren“ stößt auf Zustimmung.

o Wichtig: Wertschätzung jedes Beitrags (Backen, Reparieren, Musizieren, Beraten).

o Vorbild: Senior Expert Service.

o Empfehlung: Begriff „Dienst“ durch eine positiv besetzte Bezeichnung ersetzen (z. B. „SeniorenEngagement“ oder „Talenteprogramm“).


Fazit

Die Diskussion machte deutlich:

· Einsamkeit im Alter ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung. Sie entsteht sowohl im ländlichen Raum (Mangel an Orten) als auch in der Stadt (fehlende soziale Anbindung).

· Erfolgreiche Projekte in NRW und anderen Bundesländern zeigen, dass Teilhabe möglich ist, wenn Strukturen, Begegnungsräume und Netzwerke vorhanden sind.

· Politik muss diese Initiativen sichtbarer machen, besser vernetzen und finanziell absichern.

· Eine moderne Seniorenpolitik darf sich nicht auf Fürsorge beschränken. Sie muss ältere Menschen als aktive Gestalterinnen und Gestalter einbinden und ihr Engagement wertschätzen.

Zielsetzung:
Die CDU in NRW sollte Seniorenpolitik als Querschnittsaufgabe verstehen, die Einsamkeit vorbeugt, Teilhabe stärkt und die wachsende gesellschaftliche Bedeutung der Generation 60+ als Chance begreift.


 

 

3. Arbeitsgruppe „Gesundheit und Pflege“

 


1. Versorgung

· Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer berichteten von einem spürbaren Ärztemangel im ländlichen Raum. Obwohl man die Schritte der Landesregierung in diesem Bereich positiv bewerte, sollten noch mehr Studienplätze für angehende Landärzte zur Verfügung gestellt werden. Darüber hinaus solle stärker für dieses Berufsbild geworben werden.

 

· Die Erfahrungen bei der Suche nach Ärzten divergierte zwischen den Beteiligten. Während einige von Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Arzt berichteten, wurde beispielsweise von einem Teilnehmer aus Soest der Einsatz von Arztlotsen als große Erleichterung im Alltag empfunden. Man wünsche sich in ganz NRW mehr Arztlotsen.

 

· Nach den geschilderten Erfahrungen erweise sich die Elektronische Patientenakte als „Fluch und Segen“. Man könne nachvollziehen, dass sie einen besseren Überblick für die Behandlung geben solle. Ärzte sollten jedoch stärker dafür sensibilisiert werden, zu überprüfen, welcher Medikamente es nicht (mehr) bedarf, um eine Kontraindikation zu vermeiden. Zudem war den Seniorinnen und Senioren unklar, wie man an seine Daten käme, wenn ein Medizinisches Versorgungszentrum schließe. Der Datenschutz dürfe jedoch nicht die Versorgung behindern.

 

· Für viele sei die Digitalisierung eine zusätzliche Hürde, da eine Terminvergabe bei ihren Ärzten teilweise nur online möglich sei. Die Seniorinnen und Senioren würden sich daher eine Anlaufstelle im Gesundheitswesen wünschen, die sich explizit an Menschen richtet, die Probleme in Zeiten der zunehmenden Digitalisierung hätten.

 

· Es bestand die Anregung, Ärzte (stärker) im Umgang mit älteren Patienten zu schulen. Die Kommunikation zwischen medizinischem Fachpersonal und Seniorinnen und Senioren sei stark abhängig von dem einzelnen Arzt. Man würde begrüßen, wenn der Umgang mit dieser Personengruppe im Studium oder den Praxisphasen in den Blick genommen werden würde.


2. Pflege

 

· Die Seniorinnen und Senioren äußerten den Wunsch, die Plätze für die Tagespflege auszubauen.

 

· Sie regten an, leerstehende Krankenhäuser umzuwidmen, um dort zusätzliche Plätze für die Kurzzeitpflege zur Verfügung stellen zu können.

 

· Die Kosten für Pflege werden als zu hoch empfunden.

 

· Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer würden eine Entbürokratisierung bei der Anerkennung von ausländischem Pflegepersonal begrüßen.

 

· Zudem wurde der Bedarf nach klaren Richtlinien bei der Beschäftigung von privat organisiertem, ausländischem Pflegepersonal deutlich. Betroffene und Angehörige seien sich nicht sicher, welche Bezahlung angemessen ist oder wie viel Geld den Pflegerinnen und Pflegern durch Agenturen tatsächlich ausgezahlt werden würde.

 

· Die Dokumentationspflicht in Krankenhäusern sollte nach Ansicht der Seniorinnen und Senioren überdacht werden, damit das Pflegepersonal mehr Zeit für die Menschen habe.


 

3. Patientenfürsprecher

 

· Die Rolle der Patientenfürsprecher wurde von einer Teilnehmerin aus Dortmund löblich hervorgehoben. Die Aufgaben der Patientenfürsprecher sollten bekannter gemacht werden.

 

· Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seniorenforums regten auch an, mehr für bereits bestehende Beratungsangebote zu werben und eine stärkere Vernetzung der beratenden Einrichtungen zu unterstützen. Die Hinweise auf die Angebote sollten auch auf analogem Weg an die Adressaten herangetragen werden.


4. Seniorenpolitik

· Seniorenpolitik sollte stärker als Querschnittsaufgabe verstanden werden.

 

· Man sollte sich zudem verstärkt mit der Frage von Einsamkeit und Sucht bei älteren Menschen beschäftigen. Aufgrund der Vielzahl von Medikamenten sind Personen unter Umständen eher davon betroffen, Medikamentenmissbrauch zu betreiben. Des Weiteren steige die Wahrscheinlichkeit, aufgrund eines stärkeren Gefühls des Alleinseins, an Alkoholismus zu erkranken.

 


 

 

4. Arbeitsgruppe „Engagement und Teilhabe“


 

1. Seniorenbeiräte und -vertretungen

 

· Allgemeines

o Seniorenvertretungen sind wichtig, werden aber oft abgelehnt, weil die Räte selbst häufig im Durchschnitt höheren Alters sind.

o Anliegen der Seniorenvertretungen sollen stärker berücksichtigt werden.

· Positive Beispiele

o In Euskirchen gibt es ca. 15.000 Einwohner im Seniorenalter; dort findet ein jährliches Plenum statt.

o Auch die Millionenstadt Köln hat einen Seniorenbeirat und die Wahl des Seniorenbeirats bereits vor Jahrzehnten eingeführt

o Ratinger Seniorenbeirat wird gewählt

o Seniorenbeirat Remscheid: Büro als zentrale Anlaufstelle, gemeinsame Treffen, Unterstützung bei Verwaltung, Hilfe bei Anträgen.

· Wünsche und Anregungen

o Forderung: Seniorenräte sollten verpflichtend sein.

o Es gibt große Unterschiede zwischen den Kommunen, die vereinheitlicht werden sollten.

o Gute Resonanz durch Projekte wie Plauderbänke in Ratingen.

o Gesellschaftspolitische Arbeit: Organisation von Veranstaltungen für Senioren.

o Wichtige Punkte: Standards klären, Finanzierung sichern, Wahlverfahren festlegen.


2. Ehrenamt und Engagement

 

· Ehrenamt spielt eine wichtige Rolle für gesellschaftliche Teilhabe.

o Funktionen: Erhöhung der Selbstwirksamkeit, Bekämpfung von Einsamkeit.

o Herausforderungen: Bürokratische Hürden, fehlende Ansprechpartner, manchmal Enttäuschung durch Rückschläge.

o Stimmung zwischen Jüngeren und Älteren verschlechtert sich teilweise → Gefahr der Verrohung.

o Engagierte Menschen sind stärker eingebunden als früher, brauchen aber Unterstützung (Beispiel aus Kleve – Idee konnte nur schwer umgesetzt werden, da die Ansprechpartner fehlten)

o Wichtig: Ideen ernst nehmen, Ansprechpartner bereitstellen, Engagement wertschätzen.

o Politische Arbeit sollte Ehrenamt nicht ersetzen, sondern ergänzen.

· Respekt für die Leistungen älterer Menschen – Zentrum Hut ab

o Vorschlag aus Siegen

o Den Leistungen älterer Menschen sollte wieder mehr Respekt entgegengebracht werden

o Idee der generationenübergreifenden Teilhabe (Bsp. Gespräche mit Schulen und Veranstaltungen für Bürger ab 60 Jahren mit ihren Kindern/Enkelkindern)

o Erfahrungen der älteren Menschen sollen geteilt werden (etwa Kochen, Stricken, Literatur etc.)

o Auch Verknüpfung mit der Geschichte der Stadt (bspw. mit den Museen und der Kulturszene der Stadt)


 

3. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen

 

· Demografischer Wandel

o Demografischer Wandel macht die Arbeit von Seniorenvertretungen immer wichtiger.

o Wahrnehmung: Jüngere Menschen sind oft stärker eingebunden und belastet.

· Bedrohungswahrnehmung

o Sicherheit und Anforderungen sind zentrale Themen für ältere Menschen.

o Beispiele für Themen: Sicherheit im öffentlichen Raum, Verkehrssicherheit, Nachbarschaftshilfe.

· Gesellschaftlicher Wandel

o Gesellschaftlicher Wandel erfordert mehr Vernetzung und Unterstützung auf kommunaler Ebene.

o Politische Arbeit wird nicht immer mit anderem Ehrenamt gleichgesetzt sondern geringer bewertet

· Kommunale Ungleichheit

o Unterschiedliche Regelungen in den Kommunen erschweren die Arbeit.

o Sachkundiger Bürger und Seniorenrat schließen sich in manchen Kommunen aus.

o Ehrenamt erschwert durch Bürokratie